KategorieFeminismus

Auf der Suche nach einem egalitären Geschlechterverhältnis

 

Dieser Text ist in stark gekürzter und veränderter Fassung am 29.04.2023 unter dem Titel „Männer und andere Zumutungen“ im Magazin des Tages-Anzeigers erschienen.

 

Auf der Suche nach einem egalitären Geschlechterverhältnis

Das heterosexuelle Rollenspiel nach #MeToo aus der Sicht eines Manns

 

Und am Ende kann der eine,
nur mit dem andern untergehn.
(Element of Crime)

 

Das warme Gelb der Strassenlaternen mischte sich mit der nächtlichen Schwärze zu einem diffusen Zwielicht, als ich – ein Philosophiestudent Mitte zwanzig – lange nach Mitternacht in behaglicher Selbstgefälligkeit einer meiner engsten Freundinnen, D., und deren Freundin A. erklärte, dass weibliche Selbstsicherheit doch wohl am besten vor männlichen Übergriffen schützen würde. Den linken Fuss auf eine Bank gestellt, den Ellbogen auf das Knie gestützt, dozierte ich leicht vornübergebeugt – Bierdose in der einen, Döner in der anderen Hand – über die Macht der Standhaftigkeit angesichts einer Bedrohung. Im Hintergrund warf die grelle Leuchtreklame des Imbisses Ararart beim Lochergut in Zürich ihr künstliches Licht achtlos auf die Strasse.

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Ein Feminismus der Liebe: Zum Tod der afroamerikanischen Feministin bell hooks

 

Dieser Nachruf auf die afroamerikanische Feministin bell hooks ist in leicht veränderter Fassung am 20. Dezember 2021 in der NZZ erschienen.

 

„Unsere Nation hat eine produktive Autorin, Aktivistin und Vorreiterin verloren. bell hooks’ profunder und positiver Einfluss wird für Generationen mit uns sein. Möge sie in Kraft ruhen.“ In diese Worte kleidete die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten, Kamala Harris, ihre Trauer über den Tod einer der einflussreichsten feministischen Stimmen der jüngsten Zeit. Verwurzelt in der prophetischen Tradition des Christentums war bell hooks (*1952) nicht nur eine kraftvolle Visionärin, ihre Kraft wirkte auch unmittelbar.

Afroamerikanische Intellektualität entwickeln

 
Immer und immer wieder imaginierte sie in ihrem umfangreichen Werk und an ihren Auftritten eine gewaltfreie Zukunft. In besonderem Mass litt sie als afroamerikanische Frau unter der Gewalt eines „imperialistischen, rassistischen, kapitalistischen Patriarchats“, wie sie die Gesellschaftsstruktur der USA zu benennen pflegte. Und dennoch stand sie unablässig und frei von kleinlichen Rachegefühlen für eine neue Gesellschaft ein, die getragen sein sollte von Liebe.

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