SchlagwortFAZ

Eine Kirchenruine als Kunstraum

 

Dieser Text erschien am 20. September 2025 in leicht redigierter Fassung unter dem Titel «Diese Kirche wird zu Kaisersaschern» in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

 

Wer in der Kirche von Pobles steht, hat Erde unter den Füßen und Himmel über sich. Längst ist der verrottete Dachstuhl eingstürzt. Übrig sind die nackten Mauern. In der Kirche, wo einst David Ernst Oehler, der Großvater Friedrich Nietzsches, als Pfarrer geamtet hatte, feierte das Dorf letztmals 1964 Gottesdienst. Die Sanierung hintertrieb die SED. Das Baumaterial verschwand nach und nach ebenso wie das Inventar: von der Orgel über die Kirchenbänke bis zu den Bodenplatten. Der Kirchenschmuck, einige große Bilder aus der Cranach-Schule, seien Hehlergeschäften im Devisenhandel der DDR zum Opfer gefallen, heißt es. Besagter Hehler soll später in Lettland bei Mafiageschäften erschossen worden sein.

„Eine Kirchenruine als Kunstraum“ weiterlesen

Wochenkrippen in der DDR: Eine Geschichte von Frauen und Kindern

 

Dieser Text erschien am 14.12.2024 gekürzt um den letzten Absatz unter dem Titel «Ein Blick auf die Kripppen» in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

 

Unerreichbar schaut das Fenster auf das Kind herab. Unerreichbar bleibt die Welt für das Kind. Immer unerreichbarer werden dem Kind im kahlen Raum die Eltern, bis es sie womöglich vergisst. Auf dem Boden liegt ein Teddybär so verlassen, wie das Kind unter dem Fenster steht.

„Wochenkrippen in der DDR: Eine Geschichte von Frauen und Kindern“ weiterlesen

Das Lügenmuseum: Eine echt ostdeutsche Institution mit internationaler Strahlkraft

 

Dieser Text ist in leicht gekürzter Fassung am 05.10.2024 in der FAZ erschienen. Dabei ist dem Redigat ein marginaler, aber folgenschwerer Fehler bei den grammatischen Zeiten unterlaufen. Diesen Satz («Zwölf Jahre später allerdings flattert die Kündigung ins Haus.») setzte das Redigat aufgrund des Präteritums im vorangegangen Abschnitt fälschlicherweise in die Vergangenheit. Selbstverständlich wiegten sich Zabkas vor der Kündigung in Sicherheit, nicht nach der Kündigung. Sicherheit und Kündigung treffen also nur in einem kurzen Moment aufeinander. Seither herrscht im Lügenmuseum die grösste Unsicherheit.

 

Ab jetzt wird nicht mehr gelogen! Was in den meisten Fällen begrüssenswert wäre, ist im Fall Radebeul nicht nur bedauerlich, sondern wahrscheinlich auch – gelogen. Tatsache ist: Seit dem 1. September ist das Lügenmuseum im denkmalgeschützten Radebeuler Gasthof Serkowitz, das Reinhard Zabka als «Wahres Deutsch-Historisches Lügenmuseum» 1990 im Dorf Babe in Brandenburg gründete, für Besucher geschlossen.

„Das Lügenmuseum: Eine echt ostdeutsche Institution mit internationaler Strahlkraft“ weiterlesen